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veröffentlicht am 14.09.2022 / geändert am 14.09.2022

Können Studien Fake News sein? Fortbildung mit Schwerpunkt auf Evidenz in der Diabetestherapie UPDATE

18. Fortbildungstagung für Diabetesteams der Diabetes-Akademie Niedersachsen (DAN)
 
HANNOVER (10. September 2022). Zur verbandsinternen jährlichen Fortbildung für Diabetologische Schwerpunktpraxen in Niedersachsen trafen sich die Diabetesberaterinnen und -Beratern und Diabetologinnen und Diabetologen in diesem Jahr in Laatzen bei Hannover. Der Schwerpunkt der mit über 180 Teilnehmern traditionell sehr gut besuchten Tagung der Diabetes-Akademie Niedersachsen (DAN) lag in diesem Jahr auf evidenzbasierter Medizin in der Diabetestherapie.

Den Auftakt machte Prof. Dr. rer. nat. Gerd Antes, Freiburg, Medizinstatistiker und Wegbereiter der evidenzbasierten Medizin in Deutschland und von 1997 bis 2018 Wissenschaftlicher Direktor von Cochrane Deutschland. Er sensibilisierte die Teilnehmenden in seinem Leitvortrag „Globales Wissen, Evidenz und Digitalisierung“ anhand anschaulicher Beispiele für eine kritischere Bewertung von scheinbar objektiven Studienergebnissen und den daraus abgeleiteten Empfehlungen für die Praxis. Bei oberflächlicher Betrachtung sei es nicht ohne weiteres möglich, qualitativ hochwertige Studien auf Anhieb zu erkennen.

Studienergebnisse kritisch hinterfragen

Er verdeutlichte, wie u.a. das Design, Anzahl der Teilnehmer und die Dauer von Studien deren Ergebnis erheblich beeinflussen könne. Auch der Umstand, dass zahlreiche Studienergebnisse nie zur Veröffentlichung kämen, verändere den Wert von veröffentlichten Studienergebnissen teils entscheidend, da es u.a. die wissenschaftliche Aussage von Metaanalysen verzerren könne. Das Zustandekommen von Studienergebnisse sollten daher stets hinterfragt werden. Das verbessere den Standard eigener Therapieentscheidungen und spare Kosten durch Vermeidung teurer aber wenig wirksamer Behandlungen.

Die Auswirkungen des besonderen Designs von Ernährungsstudien verdeutlichte Dr. med. Andreas Lueg, Hameln, in seinem impulsvortrag zum „Sinn und Unsinn verschiedener Diätformen“. Sich häufig widersprechende Aussagen zu Fragen der Ernährung und den Sinn von Diäten sind eine Folge der Schwierigkeiten, die sich beim Designe und der Durchführung von Ernährungsstudien ergeben. Die Zuhörer sollte dies bei der Interpretation von Ernährungsstudien beachten. Letztlich konnte er zeigen, dass sich oft nur schwer ein signifikanter Vorteil für die eine oder andere Diät herausarbeiten lässt. Eine unzureichende Studiendauer, geringe Teilnehmerzahl und die Art der Datenerhebung seien häufige Gründe für methodische Mängel. Lueg betonte den Stellenwert etablierter Ernährungsformen wie mediterraner Kost und einer ausgewogenen Ernährung vorzugsweise mit reichlich unverarbeiteten Lebensmitteln.

Um Evidenz in der Versorgung gerade älterer Patienten ging es auch im letzten hochkarätigen Vortrag der Tagung. Prof. Dr. med. Jürgen Brockmöller, Direktor des Instituts für klinische Pharmakologie der Universitätsmedizin Göttingen. Brockmöller warnte vor möglichen Gefahren, die von einer Polypharmazie bei älteren Menschen mit oft zahlreichen Vorerkrankungen ausgehen können. Arzneiverordnungen sollten hier besonders sorgfältig abgewogen und Interaktionen bedacht werden. Weniger sei hier oftmals mehr. Hier stehen insbesondere die Diabetologen mit ihrer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Patienten und enger Partner der Hausärzte in einer Schlüsselposition mit besonderer Verantwortung. 

Komprimiertes Wissen in Workshops

Vertiefende Workshops beschäftigten sich mit folgenden Themen: Didaktische Möglichkeiten für die Behandlung von Migranten (Helga Varlemann, Harburg), Der schwierige Patient – was macht ihn so unbeliebt? (Dr. Henrike Hölzer, Berlin), Bewegung und Sport bei Adipositas (PD Dr. Sven Haufe, Hannover), Diabetes und Mundgesundheit – Notwendigkeit einer interprofessionellen Betreuung (Prof. Dr. med. dent. Dirk Ziebolz, Diabetische Augenerkrankungen aus Sicht des Diabetologen (Dr. med. Svenja Dick, MHH Augenklinik, Hannover), Aktueller Stand AID 2022 (Sandra Schlüter, Northeim).

Die Fortbildung wurde von der Ärztekammer Niedersachsen zertifiziert.

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